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1 Selektion
Selektion bedeutet Auswahl (engl. Selection). Wer wählt hier was aus? Erst mal ganz wichtig: Es handelt sich um einen passiven Auswahlvorgang. Die Natur wählt aus. Da die Natur aber kein Bewusstsein hat, kann sie keinen aktiven Auswahlprozess treffen. Es wird immer das am besten an seine Umgebung angepasste Individuum ausgewählt (s. FW 7.5 für genauere Erläuterung zur Anpassung). Je besser es angepasst ist, desto höher ist seine eigene Überlebenschance und die Überlebenschance der eigenen Nachkommen (das wird als die "biologische Fitness" des Individuums bezeichnet). Das Individuum mit der höchsten biologischen Fitness ist also das "Stärkste", das "best Angepasste" oder eben das "Fitteste" (s. FW 7.6: Darwin: Survival of the Fittest / Überleben des Stärksten). Durch die Gegebenheiten der Umwelt wird also passiv ausgewählt. Bsp: Der Schwarzspecht hat im Schnitt einen 5,5 cm langen Schnabel. Im Schnitt bedeutet, dass es Schwarzspechte mit kürzeren und längeren Schnäbeln als 5,5 cm gibt. Diese Verschiedenartigkeit der Schnabellängen ist eine Beispiel für Variabilität (Verschiedenartigkeit) von Merkmalen. In einer Umwelt, in der die Beuteinsekten des Schwarzspechtes im Schnitt 6 cm tief unter der Ringe sind, haben Schwarzspechte mit einem mindestens 6 cm langen Schnabel einen Selektionsvorteil. Sie können mehr Insekten fangen und haben mehr zu essen für sich und die Nachkommen. Im Schnitt werden also mehr Schwarzspechte mit längerem Schnabel überleben. Eigenschaften werden vererbt. Auch die Nachkommen werden also wahrscheinlich im Schnitt einen längeren Schnabel haben. Auch hier gilt, dass die Nachkommen mit einem zu kurzen Schnabel ausselektiert werden, da sie einen Selektionnachteil haben, die mit einem längeren Schnabel aufgrund ihres Selektionsvorteils aber wiederrum mehr Nachkommen ernähren können. Über viele Genereationen kommt es so zu einer Verschiebung Richtung eines längeren Schnabels (gerichtete Selektion in Richtung einer längeren Schnabellänge). Jetzt könnte man meinen, dass der Schnabel immer länger werden müsste im Laufe der Selektion. Das ist aber aus mehreren Gründen nicht so. Zum einen bringt ein längerer Schnabel irgendwann keinen genügend großen Vorteil mehr beim Beutefang. Wenn nur noch sehr wenige Insekten tiefer als z.B. 8 cm im Baum leben, bringt auch ein längerer Schnabel keinen wirklichen Vorteil mehr. Trotzdem müsste der Vogel mehr Essen, da das Wachsen lassen und stetige "Reparieren" des Schnabels Energie kostet. Auch kann es sein, das die Beweglichkeit des Vogels unter der Schnabellänge leidet und auch das zusätzliche Gewicht erfordert mehr Muskelmasse im Halsbereich zur Stablisation. Die Kosten-Nutzen-Relation (Die Vorteile müssen größer als die Nachteile sein) ist dann nicht mehr gegeben.
Kapitel 2
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